Um den Spuren der plastischen Chirugie zu folgen, muss man bis ins 3. Jahrtausend vor Christus zurückgehen. Wahrscheinlich lag deren Wiege in Indien, aber auch in China, Ägypten, Griechenland, im Römischen Kaiserreich, Byzanz und Arabien wurden therapeutische Methoden zur Wiederherstellung zerstörter Körperteile entwickelt.
Ägyptische Chirurgen sollen bereits Experten in der Wiederherstellung des Gesichtes gewesen sein. Man hat Mumien aus der Zeit von 1350 vor Christus gefunden, bei denen nachgewiesen wurde, dass Ohren zu Lebzeiten der Personen wieder angeheftet worden waren.
Der griechische Arzt Hippokrates (460-377 v. Chr.) nahm Korrekturen an durch Knochenfrakturen deformierten Nasen vor, indem er die eingedrückten Teile mit einem Spatel anhob. Im Abendland war Celcus (1. Jahrhundert n. Chr.) der erste, der die Schließung von Hasenscharten und die Behebung von Perforationen an Ohrläppchen auf operativem Weg mittels einer Verschiebelappenplastik beschrieb.
Zwischen dem 2. und 7. Jahrhundert n. Chr. wurde die Sanskrit-Literatur, eine Sammlung von fünf Büchern, verfasst, in der erstmals eine Gewebetransplantation in Form eines Stiellappens beschrieben wurde. Dort findet sich auch die erste Beschreibung einer Nasenersatzplastik mit Hilfe eines Wangenlappens. Diese Methode nach Susruta wurde ebenso für die Rekonstruktion von Ohrläppchen und Lippen angewandt.
Nachdem das Wissen der Antike völlig in Vergessenheit geraten war, kam es nach einem nahezu tausendjährigen Stillstand in der Entwicklung der Plastischen Chirurgie in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Italien zu einem Neubeginn. Branca der Ältere, Wundarzt zu Catania auf Sizilien, deckte Nasendefekte mittels eines Hautlappens in Form eines gestielten Nahlappens. Dessen Sohn Antonio Branco modifizierte die Methode, indem er Hautlappen aus dem Oberarm verwendete.
Ende des 15. Jahrhunderts führte der aus der Nähe von Eichstätt stammende Militärarzt Heinrich von Pfalzpaint Hasenschartenoperationen und Nasenersatzplastiken durch.
Dem aus Bologna stammenden Gaspare Tagliacozzi (1545-1599) kommt der Verdienst zu, die Plastische Chirurgie öffentlich gemacht zu haben und zur Verbreitung der Rhinoplastik und Lippenplastik beigetragen zu haben.
Im späten 16. Jahrhundert galt Lausanne als eines der Zentren der Plastischen Chirurgie, in dem der französische Chirurg Jean Griffon wirkte. Angeblich war Molinetti, der in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts lebte, der letzte uns bekannte Chirurg, der nach der Methode von Tagliacozzi operierte.
In der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert kam es dann zu einem Niedergang der Plastischen Chirurgie. Erst ab 1800 erfuhr die Plastische Chirurgie eine Wiedergeburt, ausgelöst durch einen im Gentleman´s Magazine im Oktober 1794 veröffentlichten Artikel über die Wiederherstellung einer verstümmelten Nase (indische Rhinoplastik oder indische Nase) durch einen indischen Wundarzt, beschrieben durch den in Madras tätigen englischen Chirurgen Colley Lyon Lucas. Dieser Bericht fand bei europäischen Chirurgen große Beachtung. Der englische Arzt Joseph C. Carpue (1764 -1846) führte 1814 die erste Operation nach der indischen Methode durch.
Im deutschsprachigen Raum war die Gründung der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität von ausschlaggebender Bedeutung für die Plastische Chirurgie. Die ersten drei aufeinander folgenden Lehrstuhlinhaber, nämlich Carl Ferdinand von Graefe, Johann Friedrich von Dieffenbach und Bernhard von Langenbeck, machten sich um die Weiterentwicklung der plastischen Chirurgie verdient, aus Pionierleistungen wurden Routineeingriffe, so zum Beispiel bei der Operation der Hasenscharte. Durch die Einführung der Äthernarkose durch die Zahnärzte Wells und Morton in Boston 1846 und die Entwicklung der Antiseptik erfuhren alle bisher bekannten Behandlungsmaßnahmen eine revolutionäre Veränderung.
Als Pionier der Ästhetischen Chirurgie gilt der deutsche Arzt Erich Lexer, der bereits 1906 in Königsberg seine erste rein kosmetische Operation, eine Gesichtshautstraffung durchführte und 1920 seine Methode der Mammareduktionsplastik veröffentlichte, die einen „Wendepunkt in der kosmetischen Brustkorrektur“ darstellte.
Das Leben und Werk des Berliner Chirurgen Jacques Joseph (1865-1934) ist im deutschsprachigen Raum nahezu in Vergessenheit geraten, in USA gilt dieser jedoch als einer der Großen der Plastischen Chirurgie. 1896 korrigierte er erstmals abstehende Ohren und publizierte diese Operation, was zu seiner sofortigen Entlassung aus der Universitätsklinik führte, da zu dieser Zeit Operationen aus rein kosmetischen Gründen als unärztlich und unakademisch angesehen wurden. Er ließ sich in einer Privatklinik nieder und spezialisierte sich auf die Durchführung von Rhinoplastiken und etablierte jene Operationsverfahren, die ihn vor allem in den USA bekannt machten.
Weisen die Rekonstruktive Chirurgie und die sich daraus entwickelnde Ästhetische Chirurgie eine sehr lange Historie auf, stellt sich die Geschichte der beiden anderen Säulen der Plastischen Chirurgie, nämlich der Verbrennungschirurgie und der Handchirurgie, anders dar. Im Vergleich zu der über 2000 Jahre langen Entwicklung der Rekonstruktiven Chirurgie begannen die Entwicklungsstufen im Bereich der beiden anderen Gebiete erst ab dem 19. Jahrhundert. Im Bereich der Verbrennungschirurgie gelang dem Genfer Chirurgen Jacques Louis Reverdin (1842-1929), dünne Anteile der Epidermis auf gesunde Granulation zu verpflanzen. Karl Thiersch (1822-1895), Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Leipzig entwickelte eine Transplantationsmethode, mit der frische Defekte gedeckt werden konnten und gilt als Begründer der Spalthauttransplantation.
Im Bereich der Handchirurgie gilt der in San Francisco geborene Sterling Bunnell (1882-1957) unbestreitbar als Begründer der modernen Handchirurgie, wobei dessen komplexes Werk ‚Surgery of the hand‘ heute noch als „Bibel der Handchirurgie“ bezeichnet wird.